Warum das KOBA KOMP!PASS-Projekt zudem auch den Schulabschluss der Kinder aufwertet, erfahren sie hier
Auf ihrem schulischen Weg werden die Schülerinnen und Schüler intensiv begleitet und gefördert. Verlassen sie am Ende ihrer Schulzeit die JKS, bringt das oft große Herausforderungen mit sich. Immer wieder gibt es dramatische „Abstürze“.
Um dieser Gefahr vorzubeugen, setzt die Schulleitung unter anderem auf Theaterarbeit. „Sie stiftet Beziehungen, stärkt das Wir-Gefühl und weckt persönliche Potenziale“, berichtet Sonderschulrektor Kai Holtkamp begeistert.
„Wo mit stark belasteten Schülern nichts mehr geht, staunen wir, wozu Theaterarbeit die Jugendlichen bewegen kann.“
Ein Schutzraum zum Wachsen
Der Name KOBA bedeutet Schildkröte und steht bildhaft für geschützten Raum, Beharrlichkeit und Geduld – alles wichtige Grundbedingungen unserer Theaterarbeit. Der künstlerische Prozess fördert Freude und Verständigung, bildet Gemeinschaft und weckt soziale wie künstlerische Potenziale. Die Schüler bringen sich mit bisher ungeahnten Stärken ein, überraschen sich selbst und wachsen über sich hinaus. Dadurch werden sie in ihrer Persönlichkeit gefestigt und beginnen ihren beruflichen Werdegang mit mehr Selbstbewusstsein.
Aufwertung des Schulabschlusses
Aus der langjährigen Zusammenarbeit mit der JKS entwickelten wir die Idee des KOMP!PASS: ein Theaterzeugnis, das die teilnehmenden Schüler am Ende des Projektes erhalten. Das Zeugnis bescheinigt individuelle Kompetenzen, die sie im gemeinsamen künstlerischen Tun gezeigt und entwickelt haben. Als Ergänzung zum schulischen Abschlusszeugnis kann das KOBA-Zertifikat im späteren Bewerbungsprozess den Blick potenzieller Arbeitgeber für besondere Stärken des Kandidaten öffnen und so helfen, einer Stigmatisierung entgegenzuwirken. „Mit KOMP!PASS gehen wir den eingeschlagenen Weg konsequent weiter: Schüler, die „erwachsen“ geworden sind, reflektieren ihre Erfahrungen und bringen zu Papier, welche Fertigkeiten ihnen die Theaterarbeit gebracht hat. Wir sehen darin eine deutliche Aufwertung des Schulabschlusses“, erläutert Kai Holtkamp.
Foto: Ein Riese findet einen Winzling und spricht: „Ich war wie du.“
Gestärkt durchstarten
Im Theaterzeugnis kommen die Schülerinnen und Schüler auch selbst zu Wort und können wohlwollend auf ihren künstlerischen Entwicklungsprozess zurückblicken. Diese Selbstreflexion sozialer und kreativer Kompetenzen bietet wie ein Kompass Orientierung in allen Unwägbarkeiten und schwierigen Fragen des Übergangs von der Schulzeit in die Selbstständigkeit: Wer bin ich? Was kann ich gut? Wo will ich hin? Das Theaterzeugnis ist daher nicht nur Kompass für die Außenwelt, sondern auch für die Jugendlichen selbst.
„Jetzt weiß ich besser, wer ich bin“
Die folgenden Zitate von Schülerinnen und Schülern geben einen guten Einblick in ihre Entwicklungsprozesse:
„Theater bedeutet viel für mich. Man lernt seine Grenzen kennen und wie man sie überschreiten kann.
- Man lernt auch, die Grenzen der anderen zu verstehen und zu akzeptieren“, schreibt Sebastian.
- Jessi notiert: „Theaterspielen ist richtiger Kampf. Man braucht Mut. Aber jedes Mal, wenn ich dastand, bin ich selbstbewusster geworden. Jetzt habe ich Vertrauen, dass die Zukunft gut wird.“
- Falk berichtet: „Bei den Theaterstücken bin ich jedes Mal über mich hinausgewachsen. Das bedeutet auch, dass ich mich jetzt besser in andere hineinversetzen kann. Und Neues erfinden.“
- Ezra hält fest: „Früher habe ich alles versteckt und es hat sich aufgestaut – jetzt bringe ich es raus. Durch das Theater weiß ich inzwischen, dass ich klar zeigen kann, wer ich bin.“
Premierenherbst 2020
Für das erste KOMP!PASS-Projekt an der JKS haben wir die Klasse 7b ausgewählt, bestehend aus Schülerinnen und Schülern, die bereits mehrere Projekte mit uns erlebt haben, sowie aus Theateranfängerinnen und -anfängern. Gemeinsam haben wir die gewaltige Herausforderung gewagt, entsprechend dem Namen des Maskenstücks „zu Riesen zu wachsen.“
Foto: KOBA-Teammitglied Christiane Zanger im Austausch mit der JKS-Schulleitung
Aus dem Umgang mit zwei Arten von Ton - der Ton des Cellos und Ton aus der Erde - entstanden unter den Händen der Beteiligten Masken, Figuren und Musik. Nach drei intensiven Bau- und Probewochen war es soweit: Wir konnten das Stück mit vollem Ausdruck, aller Kraft und allem Können für uns selbst und die im Corona-Herbst handverlesenen, geladenen Gäste aufführen! Die Beteiligten und Besucher waren zutiefst beeindruckt.
Wir können mit Recht behaupten: Die Klasse 7b ist auf der Bühne „zu echten Riesen gewachsen.“